Einführung


"Mädels, die zu arm sind, um sich Kleider zu kaufen", sie zieren fast immer die farbenprächtigen Cover der italienischen Erotik-Comicreihen - sie zieren sich (im Inneren der Hefte) fast nie mit irgendwelchen Buben ins Bett zu steigen und somit die voyeuristischen Neigungen der Rezipienten dieses Subgenres italienischer Comics zu befriedigen.

Seit Mitte der 1960er Jahre ISABELLA ihre Blössen in der Serie gleichen Namen kaum noch bedecken konnte, überschwemmten zahlreiche Verleger den italienischen Markt mit Erotikcomics ('fumetti erotici' und wenn man - wie in diesem  Blog  - den Bereich der Krimi- und Horrorcomics mit einbezieht auch 'fumetti neri') unterschiedlichster Art. ISABELLA stand zunächst in der Tradition der historischen Liebesromane für Frauen, wie sie z.B. die vielbändige "Angelique"-Buchreihe von Anne Golon repräsentiert. Ihre Abenteuer waren vor einem pseudohistorischen Hintergrund angesiedelt, der eigentlich nur als Staffage diente, um die Protagonistinnen der Stories in immer neuen mehr oder wenig eindeutig erotischen Situationen zu zeigen. Oftmals spielten hierbei auch explizite Gewaltdarstellungen eine Rolle, nackte oder wenig bekleidete Frauen wurden gefoltert, bevor sie sich den "Herren der Schöpfung" gefügig zeigten. Somit sind sadistsche oder auch masochistische Darstellungen in etlichen dieser Serien stark vertreten, zudem sind viele erotische Serien eng mit Krimi- bzw. Horrorcomics verwandt. Es ist schwierig hier Trennlinien zu ziehen.

Im Laufe der siebziger Jahre wurden die Darstellungen sexueller Handlungen immer eindeutiger und vielfach wurden die Grenzen zur Pornographie überschritten. Der oftmals auf den Covern verwendete Zusatz "per adulti" dürfte neben seiner warnenden Funktion natürlich auch verkaufsfördernd gewirkt haben. Das in diesen Comicserien vermittelte Frauenbild ist zumindest als problematisch einzuschätzen! Diese Entwicklung steht natürlich auch in enger Verbindung mit einer veränderten Sexualmoral und den erfolgten Liberalisierungen im Bereich der Pornographie seit den späten 1960er Jahren.

Vielfach gaben die weiblichen Protagonistinnen den Serien ihre Namen. Hier tummelten sich BONNIE, HESSA, JACULA, JOLANDA DE ALMAVIVA, JUNGLA, LUCREZIA, MESSALINA oder WALALLA um nur einige wenige zu nennen. Andere Serien setzten auch auf Humoristisches: PETER PAPER, sei hier exemplarisch erwähnt. Gelegentlich kam es zu Überschneidungen mit anderen Subgenres, Horrorcomics wurden schon erwähnt, aber auch Science Fiction-, Western- oder Krimimotive kommen immer wieder vor.

Die zeichnerische und textliche Qualität der zunächst im Inneren der Hefte fast immer nur in schwarz-weiss gezeichneten Comics war und ist oftmals erschreckend niedrig, teilweise allerdings auch überraschend hoch und durchaus überzeugend. Detailgenau gezeichnete Sexualorgane oder eingehend präsentierte sexuelle Akte in primitiver, graphischer Qualität dürften hier häufig die Moralschützer auf den Plan gerufen haben, sie haben zumeist aber auch nicht die eigentlich angestrebte erotisierende Wirkung. Besser gelungen sind hingegen oftmals die farbenprächtigen Cover der Hefte. Auch sie zeigen häufig eigentlich tabuisierte drastische Detailszenen, versprechen somit einiges, was die Inhalte dann vielfach nicht halten können - aber sie sind als Beispiele für populäre erotische Graphik der damaligen Zeit durchaus beachtenswert. In ihnen spiegeln sich Zeitströmungen klar wieder, die uns auch in anderen Formen der populären Kultur begegnen. Heute besitzen viele der Reihen einen eher trashigen Kultcharakter. Zahlreiche Zeichner und Texter sind zu Recht in Vergessenheit geraten, andere aber zu geschätzten Klassikern des Genres geworden.

Im Folgenden werden etliche dieser italienischen Erotik-Comicreihen vorgestellt. Normalerweise finden sich zu jeder Serie kurze einführende Bemerkungen sowie eine Titel- und Bildergalerie. Erschlossen wird dieser Abschnitt durch einen Serienindex und eine Gesamtsuche (oben). Artikel wie "il" oder "la" werden bei der Alphabetisierung berücksichtigt. Die Serie "La corsara nera" findet sich also unter dem Buchstaben "L" und nicht unter "C". - Neben Serienvorstellungen werden seit Juli 2015 auch Einzelhefte berücksichtigt, dies ermöglicht trotz des teilweise nur eingeschränkt vorliegenden Materials eine umfassendere Präsentation.

Ergänzend habe ich Informationen zu deutschspachigen Ausgaben dieser klassischen AdultComics - jeweils bei den Einträgen zu den italienischen Serien integriert. Hier sind neben der frühen Uranella-Ausgabe bei Moewig vor allem die Veröffentlichungen des Freibeuter Verlages (Horror, Jolanda, Lucifera, Messalina, Oltretomba, Tomba, Zip) zu erwähnen. 


Auch weitere Erotik-Reihen aus deutschen und anderen Landen finden hier Berücksichtigung. Zumeist finden sich Serienträge, in denen die kompletten Reihe vorgestellt werden. Ich habe des öfteren allerdings auch Einzelvorstellungen integriert.